«The Preacher» lockt die Leute in Scharen an

Konzertkritik: Jamie N Commons im Papiersaal
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Promobild

Es werde Blues! Jamie N Commons lässt Bluesmusik mitten im Sihlcity auferstehen.

 

Vor Konzertbeginn reichte die Schlange bis ins Treppenhaus. Mit diesem Ansturm hat der Veranstalter sicherlich nicht gerechnet. Bis zu Jamies Auftritt mussten sich die Besucher jedoch noch gedulden. Unterdessen sorgte der Zürcher Folksänger Tom Huber für musikalische Unterhaltung. Er machte seine Sache versiert, kämpfte aber etwas mit dem Gemurmel im Zuschauerraum. Gegen 21 Uhr war es dann endlich soweit, Jamie N Commons betrat mit vierköpfiger Band die Bühne. Den Auftakt machte der zeitweise in Chicago aufgewachsene Sänger mit dem durchdringenden Stück «The Preacher». Seine tiefe, nahezu gespenstische Stimme kreierte eine düstere Atmosphäre, die das Publikum geradewegs in ihren Bann zu ziehen vermochte. 

 

Jamie zeigte sich von der Resonanz des Publikums überwältigt

 

Danach folgte rauer Bluesrock, wie beispielsweise der schwungvolle Track «Rumble and Sway», der an whisky- und rauchdurchtränkte Barnächte erinnert und genauso gut aus dem amerikanischen Süden stammen könnte. Die Menge war von Jamies leidenschaftlichen Gesang und den ungestümen Gitarrenklängen begeistert. Allgemein wurde der Abend von 70er-Jahre-Rock à la The Allman Brothers Band, die übrigens zu Jamies grössten Einflüssen zählt, dominiert. Jamie N Commons wirkte zu Anfang etwas schüchtern, jedoch sichtlich von der Resonanz seiner Zuhörer überwältigt. Ruhiger und emotionaler wurde es beim herzzerreissenden Liebeslied «Caroline». Die Mundharmonika erklang, seine Stimme nahm eine soulige Note an und unterstrich die Vielseitigkeit, die der junge Blueser beherrscht. 

 

Jamie N Commons war mittlerweile aufgetaut und riss frischfröhlich Witze. Als er nach seinem letzten Song die Bühne verliess, brach tosender Applaus aus. Die Menge kriegte sich auch nach Minuten nicht mehr ein und dem langhaarigen Goldkelchen blieb nichts anderes übrig, als eine Zugabe zu spielen. Hach, wir hätten ihn noch stundenlang anschmachten können. Zum Glück bleiben uns bis zu seinem nächsten Konzert immer noch die beiden EPs «Baron» und «Rumble and Sway»,  die eben erschienen ist.

 

Bald wieder in der Schweiz zu sehen

 

Nach der Show konnte Bäckstage spontan einige Worte mit Jamie sprechen. Er zeigte sich begeistert, dass die Show ausverkauft war und freute sich sehr, dass er in der Schweiz spielen konnte. Er meinte zudem, er würde bald wieder zurückkehren (inzwischen ist er für das imaginefestival im Juni in Basel bestätigt). Allerdings war er stimmlich hörbar angeschlagen. Kein Wunder, der Gig im Papiersaal sei der letzte einer drei Monate andauernden Tour gewesen, erklärte Jamie erschöpft, aber zufrieden.  

 

Gentiana Dervishaj / So, 12. Mai 2013